Bruno und andere Gestalten by Monika Heil

Autor:Monika Heil [Heil, Monika]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi, Kriminalgeschichten, Kurzgeschichten, Short, Pechvogel, Hochwürden, Liebe, Gebet, Leben, Neuanfang, Beerdigung, Erbschaft, Freundin, Schuhkauf, Rache, Alter, Telefonat, Quark
Herausgeber: 110th
veröffentlicht: 2015-02-22T23:00:00+00:00

3.

Als Felicitas das Café betrat, wartete Lisa bereits. Auch wenn sie keinen Parkplatz hatte suchen müssen, war sie spät dran, denn sie hatte den ´Bücherwurm` nicht so schnell gefunden, wie sie gehofft hatte. Ihr Auto stand am Bahnhof.

Lisa war der einzige Gast. In ihrer cremefarbenen Bluse und der nur um eine Nuance dunkleren Leinenhose wirkte sie unauffällig elegant. Schnell ging sie auf Felicitas zu und begrüßte die Freundin mit einer Umarmung. Felicitas versteifte sich unmerklich und erwiderte die Geste halbherzig. Ihrer Freundin schien das nicht aufzufallen.

'Komm, gib mir deine Jacke', forderte Lisa sie auf.

'Lass mal, die behalte ich an. Mir ist nicht so schrecklich warm.'

'Na hör mal. Es sind mindestens 20 Grad draußen.'

'Mag ja sein. Aber ich befürchte, ich habe mich in der Lüneburger Heide erkältet.'

'Du Ärmste. Na da warst du doch quasi an der Quelle, oder? Konnten deine Heiler die Symptome nicht wegzaubern?' Die Ironie in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Lisa setzte sich wieder auf die Bank, die sich die ganze Wand entlang zog. Felicitas nahm ihr gegenüber auf dem gepolsterten Stuhl Platz. Erfreut entdeckte sie den langen Wandspiegel hinter Lisa, der ihr das Geschehen in ihrem Rücken zeigte. Perfekt.

'Ist das Apfelkuchen?'

'Ja, der ist ganz lecker. Kann ich dir empfehlen. Das heißt, wenn sich die Bedienung mal wieder blicken lässt.' Wie auf ein Stichwort, ging hinter der Theke eine Tür auf. Eine sehr junge Frau, die sich verstohlen erst über die Lippen und dann über die Haare strich, kam an den Tisch.

'Guten Tag. Was darf es sein?'

'Guten Tag. Auch einen Apfelkuchen und einen Latte Macchiato, bitte.'

'Und für mich noch einen Kaffee, bitte.' Die Bedienung notierte die Bestellung und hantierte kurz darauf hinter der Theke mit Geschirr und den Maschinen.

'Wie war dein Wochenende?'

'Gut. Und deins?' Hatte sie jetzt zu knapp reagiert? Felicitas täuschte Geschäftigkeit vor und kramte in ihrer Handtasche. Sie konnte Lisa einfach nicht in die Augen schauen.

'Auch gut. Erzähl doch mal. Wie war´s denn?' Ist ja klar, dass du mir nicht erzählst, was ihr am Sonntag getrieben habt, du Schlampe, fauchte Felicitas wortlos in ihr Taschentuch und tat, als müsse sie niesen.

'Entschuldige. Mir ist wirklich nicht so sehr gut.'

'Warum hast du dann nicht einfach abgesagt und dich ins Bett gelegt?' In die Laken, die du besudelt hast.

'So schlimm ist es auch wieder nicht.' Wahrscheinlich hatten Wolfgang und Lisa nicht nur den Nachmittag auf der Couch, sondern auch die Nacht miteinander verbracht. Felicitas merkte, wie ihr Adrenalinspiegel wieder anstieg. Dabei musste sie jetzt kühlen Kopf bewahren. Um jeden Preis. Die Bedienung unterbrach ihr Gespräch.

'Einmal Apfelkuchen mit Sahne und einen Latte, die Dame. Und einen Kaffee für Sie.' Sie stellte Tassen und Teller ab, nahm Lisas leere Tasse mit und verschwand in der Tür hinter der Theke. Sie schien es sehr eilig zu haben und Felicitas vermutete, auch dieses junge Ding hatte nur eines im Kopf, schnell zurück zu einem wartenden Liebhaber. Dass sie verschmierten Lippenstift abgerieben hatte, als sie wegen der Bestellung gekommen war, hatte man nicht übersehen können.

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